Kirche
St. Martin
Generalsanierung
Bauherr / Maßnahmenträger
Pfarrverband Isen, Erzbischöfliches Ordinariat München
Zeitraum 2013-2016
LEISTUNGSPHASEN LPH 0-9
Generalsanierung
Objekt
Kirche St. Martin
Katholische Filialkirche St. Martin, Kernbau frühgotisch, barockisiert 17./18. Jahrhundert; mit Ausstattung (aus Denkmäler in Bayern, Band I.2, 1986)
In der Dorfmitte von Matzbach, Ldkr. Erding gelegene Filialkirche; Auf rechteckigem Grundriss errichteter kreuzgratgewölbter Saalbau mit nicht eingezogenem Chor und im Osten anschließendem Kirchturm mit Zwiebelhaube; Langhaus mit spätgotischer Bausubstanz, Barockisierung wohl an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert; südseitig angebaute doppelgeschossige Sakristei und Portal mit gotischer Vorhalle; Neuromanische Ausstattung des Chorraumes von Johann Baptist Kraus, München; Empore mit farbigen Brüstungsgemälden der 12 Apostel
Maẞnahmen
Raumschale
Die 1886 eingesetzten Schlaudern sind gegen eine neue, oberhalb der Gewölbeschale liegende Spannkonstruktion ausgetauscht worden. Außerdem sind gebohrte und verpresste Längsspannglieder in den Außenwänden eingebaut worden.
Der Vorzustand der Raumschale zeigte sich mit starken Oberflächenverschmutzungen, feinen Haarissen und Putzfehlstellen. Diverse Hohllagen hatten sich gebildet, die die Malschichten ablösten, sogar den Malsschichtträger (Putz). Das Fassungspaket beinhaltete eine Leimfarbenfassung als Trennschicht. Zudem wies die Malschicht Salzbelastungen auf.
Das neue Konzept umfasste die Konservierung des bestehenden Fassungspaktes.
Die Neufassung erfolgte in Kalklasurtechnik, dabei sollte die vom Restaurator angelegte, polychrome Musterachse, welche auf der Grundlage der Befundsicherung eingelegt wurde, umgesetzt werden.
Nach Rückbau der Heraklithplatten-Verkleidung am Westgiebel unterhalb der Empore wurde dieser neu verputzt.
Ausstattung
Die barockisierte Filialkirche St. Martin weist heute eine neugotische (ab 1865) Ausstattung des Chorraumes auf, zu der unter anderem das Hochaltarretabel mit den Skulpturen des Hl. Martin, des Hl. Wolfgang und des Hl. Florian gehört. Bei der heutigen Sichtfassung von 1967 sind die Architekturflächen hellgrau und die Füllungen gelb marmoriert, die Säulen im Hauptgeschoss sind blaugrau in Zacken gestreift. Zahlreiche vergoldete Zierelemente krönen das Retabel, welche zum größten Teil aus dem Jahr 1922 sind. In der Vergangenheit wurde der Hochaltar mehrfach farblich überarbeitet und umgestaltet, ebenfalls die Skulpturen.
Restaurierungsziel war schwerpunktmäßig eine Konservierung und Pflege zur Erhaltung des Ist- Zustands.
Die Fassungen und Vergoldungen wurden gefestigt und gereinigt. Der Grauschleier konnte entfernt werden. Ausbrüche wurden gekittet und retuschiert. Besonderes Augenmerk galt der Retusche der gekitteten Ausbrüche innerhalb der Vergoldungen.
Auffällige Lücken und Fehlstellen in den reichen Schnitzereien des Altares und der Altararchitektur wurden geschlossen, kleinere Fehlstellen wurden belassen.Der Hochaltar erhielt ein neues zweistufiges Antrittspodest aus Eichen- und Fichtenholz.Am Orgelprospekt und an der Emporenbrüstung erfolgte eine Reinigung und Retusche von Fehlstellen.
Ebenso ist eine Reinigung, kleinteilige Reparaturarbeiten am vorhandenen Gestühl, Türen, Sakristeimöbeln, Naturstein- und Holzböden durchgeführt worden.
Lithurgische Neugestaltung
Die neuen liturgischen Orte sind als deutliches Zeichen unserer Zeit ablesbar und fügen sich selbstverständlich in den historischen Bestand ein. Ihre Komposition soll im räumlich beengten Chorraum größtmögliche Durchlässigkeit erzeugen. Ziel der Gestaltung war ein harmonisches Miteinander von Alt und Neu.
Der Altar definiert die neue Mitte, er strahlt Ruhe und Kraft aus. Der Ambo markiert den Ort des Wortes. Beide sind in Material und Gestaltung als Einheit angelegt und aus dunkel patiniertem Tombak mit vergoldeten Innenseiten gefertigt. Priestersitz und Sedilien sind aus geräucherte Eiche mit Polster aus Leder und verleihen Tiefe, Würde und haptische Anziehungskraft.
Auf den abgesetzten Flächen der Mensa finden die Altarleuchter ihren Platz. Die beiden zylindrischen Körper sind aus Tombak gefertigt, in ihrer Oberfläche fein punziert und goldplattiert.Unter dem Altar ruht die Reliquie in einer Kammer, deren quadratische Verschlussplatte in der Bodenfläche mit einem eingravierten Kreuz markiert ist.
Im Sinne einer einheitlichen Formensprache sind die Figuren auf direkt aus der Wand ragende Konsolen aus patiniertem Tombak gestellt. So verbinden sich die vorhandene Ausstattung und die neu gestalteten Orte, ergeben ein geschlossenes Bild.
Marienort
Im Turmraum hinter dem Hochaltar wurde eine kleine, intime Marienkapelle eigerichtet. Auf einer zwischen die Seitenwände gespannten Metallkonsole ruht ein Holzplateau, welches die Maria mit dem Strahlenkranz trägt. Der Figur ist eine große Kerze beigestellt. Fürbittlichter, die in einer Mauernische bereitliegen, können an dieser entzündet und auf der seitlichen Leuchterbank aufgestellt werden. Das nach Osten ausgerichtete Fenster ist in blauer Glasmalerei ausgeführt und verleiht dem Raum eine besondere Stimmung. Ein Hocker bietet sich für das stille Verweilen an.